Systemische Aufstellungen sind eine kraftvolle Methode, um tieferliegende Dynamiken in Familien, Beziehungen oder beruflichen Kontexten sichtbar zu machen. Doch es gibt bestimmte Bedingungen und Situationen, unter denen von einer Aufstellung abgeraten wird. Diese dienen dem Schutz der Klient:innen und der Integrität des Prozesses. Hier sind die wichtigsten Gründe:
1. Akute Drogen- oder Alkoholabhängigkeit
Menschen, die unter dem Einfluss von Substanzen stehen oder sich in einer aktiven Suchtphase befinden, sollten nicht an einer Aufstellung teilnehmen. Substanzen beeinträchtigen die Wahrnehmung, die Fähigkeit zur Reflexion und die Verarbeitung emotionaler Themen. Eine vorherige Stabilisierung und Abstinenz sind wichtige Voraussetzungen.
2. Akute psychische Krisen
Menschen in einer akuten psychischen Krise, wie z. B. einem Nervenzusammenbruch, schweren Depressionen oder während einer Psychose, sind in einer emotional fragilen Phase. Die Konfrontation mit intensiven Themen in der Aufstellung könnte Überforderung oder eine Verschlechterung der Lage bewirken.
3. Fehlende therapeutische Begleitung bei schweren Traumata
Personen mit unbehandelten schweren Traumata sollten nur dann an einer Aufstellung teilnehmen, wenn sie von einer erfahrenen Therapeut:in begleitet werden. Aufstellungen können tiefe emotionale Prozesse auslösen, die ohne zusätzliche Unterstützung schwer zu bewältigen sind.
4. Manipulation oder Fremdmotivation
Wenn jemand nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf Druck von anderen (z. B. Partner:in, Familie) an einer Aufstellung teilnimmt, fehlt oft die nötige innere Bereitschaft. Eine authentische und freiwillige Auseinandersetzung ist jedoch entscheidend für den Erfolg des Prozesses.
5. Schwere körperliche Erschöpfung oder Erkrankung
Menschen, die sich in einem Zustand körperlicher oder emotionaler Erschöpfung befinden, z. B. durch Burnout oder eine schwere Krankheit, sollten nur dann aufstellen, wenn sie über genügend innere Stabilität verfügen. Hier empfiehlt es sich, zunächst die körperliche und emotionale Basis zu stärken.
6. Erwartung an schnelle „Wunderlösungen“
Aufstellungen sind ein tiefgehender Prozess und kein „Schnellheilungs-Werkzeug“. Wer mit der Einstellung kommt, dass eine Aufstellung alle Probleme sofort und ohne eigene innere Arbeit lösen wird, könnte enttäuscht werden. Veränderungen erfordern Offenheit und den Willen, die gewonnenen Einsichten umzusetzen.
7. Aktive Aggression oder Gewaltbereitschaft
Menschen, die aktuell aggressiv oder gewaltbereit sind, können den sicheren Raum einer Aufstellung gefährden. Es ist wichtig, dass ein respektvoller Umgang gewährleistet bleibt und keine Gefahr für andere Teilnehmende besteht.
Wann ist eine Aufstellung sinnvoll?
Aufstellungen sind sinnvoll, wenn die Person:
- Innerlich stabil genug ist, um sich mit emotionalen Themen auseinanderzusetzen.
- Eigenverantwortung übernehmen kann und bereit ist, die gewonnenen Einsichten in ihrem Leben umzusetzen.
- Offen dafür ist, nicht nur Probleme, sondern auch Ressourcen und Lösungen zu entdecken.
Die Entscheidung, ob eine Aufstellung durchgeführt werden kann, hängt von der individuellen Situation ab. Ein professionelles Vorgespräch mit der Aufstellungsleiter:in klärt, ob die Voraussetzungen erfüllt sind und ob eine Aufstellung aktuell sinnvoll ist. Der Schutz der Klient:innen und die Integrität des Prozesses stehen immer an erster Stelle.
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